100 % malifiziert – Leben mit einem Malinois

Der Malinois – wie ich diese Rasse lieben lernte

Hundeblogger, leidenschaftlicher Malinois-Halter und kein einziger Beitrag über Belgische Schäferhunde.
Ein untragbarer Zustand, den ich heute endlich ändere.

Ich bin so eng mit dieser Rasse verbunden, dass ich eigentlich täglich darüber schreiben könnte.
Doch immer kam irgendwas dazwischen.
Aber keine Sorge, über Malinois wird hier in Zukunft noch einiges mehr erscheinen.


Keine Werbung, sondern ehrliche Worte

Bevor ich loslege, eins vorweg.
Das hier ist keine Werbung für den Malinois.
Ich will niemanden dazu bringen, sich einfach so einen Malinois anzuschaffen.
Die traurige Realität ist nämlich, dass viele Menschen sich diese Hunde mit völlig falschen Vorstellungen holen.
Ein paar Monate später sitzt der überforderte junge Hund im Tierheim.


Malinois sind eine Lebenseinstellung

Für mich sind Malinois die tollsten Hunde der Welt.
Aber du musst wirklich für diese Rasse brennen.
Mit halben Sachen kommt man nicht weit.
Ein Malinois ist kein Haustier zum Nebenbei-Mitlaufen.
Er ist eine Lebenseinstellung.

Ohne meinen Mali = ohne mich

Der Ruf des Belgischen Schäferhundes

Der Belgische Schäferhund hat einen Ruf, der vielen Respekt einflößt.
Man hört oft Sätze wie:

  • Schwer zu erziehen
  • Zerstört die Wohnung, wenn er allein bleibt
  • Muss ständig beschäftigt werden
  • Für Anfänger ungeeignet
  • Nur für den Dienst oder Hundesport geeignet
  • Braucht zwingend Schutzdienst

Aber ist das wirklich so.
Ich erzähle dir, wie es im echten Alltag mit einem Malinois aussieht.
Nicht vom Hörensagen, sondern aus eigener Erfahrung.


Der Malinois ist kein Hund für jedermann

Der Malinois ist die kurzhaarige Variante des Belgischen Schäferhundes.
Und er ist definitiv kein Hund für jedermann.

Das gilt auch für Menschen mit Hundeerfahrung.
Selbst 20 Jahre mit Deutschen Schäferhunden bringen dir beim Malinois nicht viel.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Rassen ist gewaltig.

Was bei einem Schäferhund funktioniert, kann bei einem Malinois genau das Falsche sein.
Sie haben ein viel dünneres Nervenkostüm.
Konsequenz ist wichtig, aber ohne übertriebene Härte.

Was dir wirklich hilft, ist eine ehrliche, positive Einstellung zum Lebewesen Hund.
Einen Malinois hat man nicht einfach, man lebt ihn.
Wer sich auf ihn einlässt, wird malifiziert.

Und noch etwas. Ich halte nichts von sogenannten Anfängerhunden.
Wenn ich sage, der Malinois ist kein Hund für jedermann, dann meine ich nicht, dass er nicht als erster Hund geeignet sein kann.
Dazu habe ich in meinem Beitrag über das Thema Anfängerhund ausführlich geschrieben.

Umwelttraining an einem ruhigen Tag am Bahnhof

Wie der Malinois in mein Leben kam

Als Kind und Jugendlicher hatte ich leider keinen eigenen Hund.
Aber in unserem Bekanntenkreis gab es viele Deutsche Schäferhunde.
Ich war ständig mit ihnen unterwegs. Ich erinnere mich bis heute an Asta 1, Asta 2, Ulla, Lupo und Zeno.

Den beiden Astas habe ich als Kind mit Backerbsen kleine Tricks beigebracht. Pfote geben, Sitz, solche Sachen.
Es gab damals einfach keine richtigen Leckerlis, also mussten Backerbsen reichen.

Ein eigener Hund war nicht möglich. Die Wohnung war zu klein und der Wohnort ungeeignet.
Ein kleiner Hund wäre vielleicht gegangen, aber mein Herz hing schon immer an den großen, arbeitstauglichen Hunden.


Der Wendepunkt – das Jahr 2012

Im Jahr 2012 war ich 42 Jahre alt und hatte immer noch keinen eigenen Hund.
Die Wohnsituation war endlich passend. Der Wunsch war so stark wie nie.
Durch unser Hobby Geocaching lernten wir zufällig Leute aus der Nachbarschaft kennen.
Sie hatten drei Hunde. Zwei Malinois und eine Spanische Dogge.

Das erfuhren wir beim ersten gemeinsamen Cache-Ausflug.
Die Hunde mochten uns sofort. Besonders Leo, ein Malinois, war von Anfang an an meiner Seite.


Liebe auf den ersten Hunde-Blick

Zwischen Leo und mir hat es sofort Klick gemacht.
Ich war sofort malifiziert, obwohl ich nicht mal wusste, dass er ein Malinois ist.
Ich dachte einfach, das sei ein schlanker, sportlicher Schäferhund.
Egal, es war Sympathie auf Anhieb.

Dieses zufällige Kennenlernen hat mein Leben verändert.
Danke Leo, du hast mein Herz erobert und alles auf den Kopf gestellt.

Leo und sein Lieblingsball

Hundehalter ohne eigenen Hund

Auch die Spanische Dogge Lissy war nicht untätig.
Sie hat sich direkt an Sonja gehängt.
Die Besitzer sagten noch am selben Tag, wir könnten gerne mit den Hunden spazieren gehen, wann immer wir wollten.

Einen Tag später war es so weit. Unsere erste Gassirunde mit den Hunden – ganz allein.
Von da an holten wir sie fast täglich ab.
Wir waren praktisch Hundehalter, nur ohne eigene Hunde.


Mein Einstieg in die Mali-Welt

Ich hatte null Erfahrung mit Malinois, aber es war sofort klar.
Diese Rasse ist anders.
Ich war verliebt in den Charakter, die Energie, das Wesen.

Ich lernte unglaublich viel von den Besitzern, die aktive Hundesportler waren.
Ohne deren Wissen und Vertrauen wäre ich vermutlich nie bei dieser Rasse gelandet.


Keine Hunde für nebenbei

Ein Malinois ist kein Hund, den man sich einfach holt, weil er gut aussieht.
Du musst bereit sein, dein Leben mit ihm zu teilen – mit allem, was dazugehört.
Blind einen Mali anschaffen, ohne je mit einem gelebt zu haben, ist fast immer eine schlechte Idee.

Bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Eine seltene Ausnahme.
Ich hatte mir Hundehaltung früher viel einfacher vorgestellt.
Hund kaufen, rausgehen, ein bisschen Erziehung, fertig.

Zum Glück kam es anders. Heute weiß ich, wie viel mehr dazu gehört – vor allem bei Gebrauchshunden.


Leo und Eddy

Zehn Jahre später

Heute kenne ich über 20 Malinois persönlich.
Ich habe seit 2014 einen eigenen und arbeite mit einem weiteren als festen Partner.

Alle Malis haben ihren eigenen Charakter.
Aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten.


Die berühmte Mali-Meise

Jeder Mali-Halter kennt sie.
Die Mali-Meise.

Ein „normaler“ Hund überlegt, bevor er handelt.
Ein Malinois handelt – und überlegt dann vielleicht.

Ein Ball im Baum.
Ein anderer Hund geht weiter.
Ein Malinois gibt nicht auf. Der klettert, springt, bellt.
Trieb macht doof – da ist was Wahres dran.

Mali-Meise oder einfach nur schlecht erzogen? 😂

Maulaktiv, aber nicht aggressiv

Malinois sind maulaktiv. Das heißt nicht, dass sie aggressiv sind.
Sie zergeln, ziehen an Händen, schleppen Gegenstände herum – aber mit Kontrolle.
Zergeln macht ihnen Spaß, das gehört einfach dazu.

Ein Mali mit einer Regentonne im Maul, der durch den Garten rennt.
Ein Mali mit einem Autoreifen, den er herumträgt, als wäre es ein Stofftier.
Das ist Mali-Wahnsinn.


Lernen im Eiltempo

Malinois lernen schnell. Sehr schnell.
Auch Blödsinn.

Ich habe Eddy mal beigebracht, Leuten die Basecap vom Kopf zu ziehen.
Das war als Spaß gedacht, aber draußen wurde es schnell ernst.
Er schaute mich fragend an, sobald jemand mit Basecap vorbeikam.

Zum Glück ließ sich das schnell wieder abtrainieren.
Merke: Überleg dir gut, was du deinem Hund beibringst.
Wenn er Quatsch lernt, ist das nicht seine Schuld. Es ist deine.


Schmusemonster mit Energieüberschuss

Malinois sind verschmuster als viele Katzen.
Wenn du sie lässt, machen sie es sich auch auf deinem Schoß bequem.
Auch andere Hunde, besonders Hündinnen werden freundlich behandelt.

Eine von Eddys Hundefreundinnen

Mantrailing – Mali-Style

Eddy liebt Mantrailing.
Bei einer Übung ist er statt durch die Tür direkt durch das Fenster einer Grillhütte gesprungen.
Dort war das „Opfer“ versteckt.

Oder im Parkhaus. Das „Opfer“ lag unter einer Rampe.
Eddy nahm den direkten Weg – durch die runde Öffnung im Boden.

Einmal dachte ich, er liegt falsch. Ich drängte ihn in die vermeintlich richtige Richtung.
Er weigerte sich. Ich war kurz sauer.
Aber er hatte recht. Die Versteckperson hatte sich absichtlich woanders platziert.

Ich wurde dabei sogar beobachtet.
„Du kannst deinem Hund absolut vertrauen, wenn er auf der Spur ist“, hieß es hinterher.
Ich habe’s mir gemerkt. Versprochen, Eddy.


Wie ist das mit der Auslastung

Ein Malinois ist kein Sofahund.
Er braucht Aktivität, Herausforderungen, Bewegung.

Aber du musst nicht zwingend in einen Verein.
Auch ohne Schutzdienst oder feste Übungszeiten kannst du ihn sinnvoll auslasten.

Wichtig ist das richtige Maß.
Zu viel ist genauso schlecht wie zu wenig.
Auch Ruhe muss gelernt werden.

Ich trainiere seit Jahren ohne Verein.
Unsere Gassirunden sind voller Übungen, Spiele und Nasenarbeit.

Ich verliere unterwegs auch mal zufällig meinen Autoschlüssel.
Für Eddy kein Problem. Für mich eine Mischung aus Spaß, Training und Auslastung.


Fazit

Ein Malinois ist kein Hund für Langweiler.
Aber wenn du mit ihm lebst, bekommst du einen loyalen, verrückten, cleveren Freund fürs Leben.

Bei uns gibt es fast nie langweilige Tage.
Nur Krankheit oder Verletzung können uns mal ausbremsen.
Sonst geht immer was.

Der Beitrag ist jetzt länger geworden als geplant.
Ich mache hier mal Schluss – sonst wird das hier noch ein Buch.